Die nordische Ehe
Das Thema Ehe ist wirklich ein Thema für sich. Nicht nur dass es schwer ist den passenden Partner für solch eine Aktion zu finden, auch Informationen über die nordischen Hochzeitsriten zu sichten ist sehr schwer. Auf meiner Suche stieß ich auf sehr viele Informationen die ich mittlerweile als FALSCH ausmachen konnte. Und auch für die folgenden Zeilen kann ich leider keinerlei Garantie geben. Meine werten Leser möchte ich bitten dies zu berücksichtigen und mich bei besserem Wissen zu korrigieren.

Die Trauung
Es ist bekannt dass es eine Hochzeit viel Vorbereitung bedarf. Leider konnte ich zu den Vorbereitungen noch nicht viel finden. Wahrscheinlich kam es im Vorfeld schon zu längeren Verhandlungen zwischen der Familie des Bräutigams und der Familie der Braut. Auch eine geeignete Stelle für die Eheschließung musste wenn sie nicht schon vorhanden war noch gefunden und geweiht werden.

Das Hochzeitsfest wurde auf einen Freitag festgesetzt (Friggas Tag, Frigg Göttin der Ehe). Als erstes wurde die Mitgift ausgetauscht und bezeugt. Danach konnte mit der Zeremonie begonnen werden. Die Zeremonie wurde in der freien Natur, oft an einem “Ve” genannten Ort (altnordisch = “Heilige Stätte”, Ort für die Ausübung von zeremoniellen und magischen Handlungen) durchgeführt.

Die Braut wurde zur ausgewählten Lokalität von ihren Familienangehörigen begleitet, angeführt von einem jüngeren Blutsverwandten (Bruder, Neffe), der als Hochzeitsgeschenk für den zukünftigen Ehemann ein neues Schwert trug.

Der erste Teil des religiösen Rituals war dazu bestimmt, die Aufmerksamkeit der Götter und Göttinnen durch Beschwörung und durch eventuelle Opfer auf die Hochzeitsgesellschaft zu lenken. Ohne den Segen der Götter zu heiraten war undenkbar. Wenn eine Opferung stattfand, wurde ein geeignetes Tier für die Götter der Fruchtbarkeit und den Ehebund ausgesucht: eine Ziege für Thor, eine Sau für Freyja, ein Eber oder ein Pferd für Freyr und ein Widder für Heimdall. Es ist möglich, dass anstatt der Opferung dieser Tiere, dieses dem Gott oder der Göttin als lebendes Geschenk gewidmet wurde und somit zum “heiligen Tier” wurde. Bei der Opferung vollzog der “godhi” oder “gydhja” (Priester) das Ritual, in dem er die Kehle des Tieres durchschnitt und das Blut in einer Schüssel oder Schale auffing, welche speziell zu diesem Zweck geweiht war. Das Fleisch der Opfertiere wurde später zu einem Teil des Festessens.  Die Schale mit dem Blut wurde auf einem Altar oder “horgr”, welcher aus aufgehäuften Steinen bestand, gestellt und ein Bund aus Tannen oder Fichtenzweigen in die Flüssigkeit getaucht. Dieser Zweig, bekannt als “hlaut-teinn” wurde dann dazu gebraucht, um das Hochzeitspaar und die anwesenden Gäste mit dem Opferblut zu besprenkeln und somit den Segen der Götter über ihnen auf sie herab zu rufen und zu übertragen. Mit dem Zweig wurde das “Hammerzeichen” vollzogen, eine Bewegung von oben nach unten und von links nach rechts, was ein gestürztes “T” ergibt. Richtig ausgeführt, wurde jeder Besucher vom Blut getroffen.

Als nächstes präsentierte der Bräutigam seiner Braut das Schwert seiner Ahnen, welches er erst kurz vor der Zeremonie erhalten hat. Die Braut musste dieses Schwert in Ehren für Ihren Sohn aufheben, so wie es schon in früheren Zeiten bei den germanischen Stämmen Brauch war. Auch die Braut gab Ihrem zukünftigen Gatten ein Schwert, welches ihr auf dem Weg zur Zeremonie durch den jüngeren Blutsverwandten voran getragen wurde. Das neue Schwert bezeichnete die Tradition der Familie und die Fortführung der Blutlinie. Während das Schwert von der Braut an den Bräutigam übergeben wurde, übernahm dieser die Obhut und den Schutz der Braut aus den Händen ihres Vaters und ihrer Familie. In anderen Schriften ist zu lesen dass die Braut dem Bräutigam ein Messer und der Bräutigam als Zeichen für die Hausgewalt der Braut den Schlüssel des Hauses überreicht. Die Sitten mögen je nach Herkunft und Stand anders gewesen sein.

Nach diesem Tausch wurden die Fingerringe getauscht. Die Ringe wurden als äußeres Zeichen des ungebrochenen Kreises und der unverbrüchlichen Natur des Schwures verstanden. Der Ring der Braut wurde ihr auf der Spitze des neuen Schwertes durch den Bräutigam überreicht und seiner wurde ihm auf die gleiche Art und Weise von der Braut übergeben. Dabei durfte der Ring nicht von der Spitze gleiten und zu Boden fallen. Dies wurde als böses Omen betrachtet; Kinderlosigkeit der Ehe, der frühe Tod eines der beiden Ehepartner, Untreue, etc. Diese Kombination von Schwert und Ring betonte nochmals nachdrücklich die Heiligkeit des Paktes zwischen Mann und Frau und die bindende Natur des Eides, welchen beide geschlossen hatten, so dass das Schwert nicht nur eine Drohung für die Frau alleine war, sondern für beide, sollte der Schwur gebrochen werden. Mit den beringten Händen auf dem Schwertknauf, sprach das Brautpaar nun seine Eide. Danach reichte der Priester dem Brautpaar ein Horn oder einen Becher Met oder Bier. Zuerst trank der Mann, dann die Frau. Der letzte Schluck war für die Götter.

Nach dem Abschluss des Rituals kam das “bru(dh)-hlaup” (Brautrennen, Brautlauf, abgeleitet von der uralten Sitte des Brautraubes). Dieses “die Braut laufen lassen” war ein Rennen zwischen der Braut und deren Familie und dem Bräutigam und seiner Familie bestand, bei der die zuletzt ankommende Gruppe der ersteren des Nächtens das Bier bringen musste, so wie es in ländlichen Gegenden Skandinaviens heute noch der Fall ist. So wie auch heute noch, wird es auch damals Absprachen gegeben habe, das der Bräutigam gewinnt.

Wenn Die Braut die Tür der Halle erreicht, wurde ihr der Zugang durch den Bräutigam versperrt, der mit blanker Klinge im Türrahmen stand. Entweder führte er dann seine Braut über die Türschwelle oder er trug sie darüber um sicher zu gehen, das diese nicht über den Türschweller stolperte, was Unglück bedeutet hätte. In der heidnischen Zeit bedeutete dies wohl auch den Übergang der Braut in eine neue Welt.

In der Halle angekommen war es Brauch, dass der Bräutigam seine Klinge in einen der Stützbalken (Dachträger) schlug. Die Tiefe des Einschlages wurde gleichgesetzt mit der Tiefe der Bindung, dem bevorstehenden Kinderreichtum und Nutzen der Verbindung “Nutzen” deshalb, weil die wenigsten Ehen im heidnischen Skandinavien auf dem Gefühl Liebe aufgebaut wurden, sondern auf rein praktischen Überlegungen, die in erster Linie dem Erhalt der Lebensgemeinschaft “Sippe” abzielten. Mit dem Schwertschlag in den Trägerpfosten der Halle (über welche die Ehefrau in Zukunft herrschen würde) sollte auch angezeigt werden, dass sie nun “geöffnet” wurde um Kinder zu gebären.

War diese Eröffnungszeremonie vorbei, begann das eigentliche Fest, dessen erster und wichtigster Bestandteil das Trinken des Brauttrunkes war. Dabei reicht die Ehefrau ihrem Gatten das erste Horn oder den ersten Sturzbecher, was in Zukunft zu ihren vornehmsten Pflichten gehören würde (ähnlich den Walküren, die in Walhall den Kriegern an Odins Tafeln den Met [bzw. das Bier] brachten. Diese “Aufgabe” hatte den Hintergrund, das den Frauen in Skandinavien im Allgemeinen besondere Kräfte beigemessen wurden und der erste Trunk, ob bei Vermählungen oder bei Festen etwas heiliges darstellte, der nur von einer dazu geeigneten Person durchgeführt werden konnte. (Das Frauen etwas besonderes, heiliges und zauberkundiges waren, wurde allein schon damit begründet, das sie einmal im Mondzyklus für mehrere Tage “bluteten” ohne zu sterben, während Männer, die an mehrtägigem Blutverlust litten dem Tod bald näher als dem Leben standen. Aus diesem Umstand entstand auch das Bild der Frau als Heilerin, Heilbringerin, Geberin. Seinen mythologischen Ausfluss findet diese Geisteshaltung in der Liederedda, Sigdrifumal nach Simrock). Dass dieser Brauch sehr stark verwurzelt war erkennen wir durch die Beschreibungen von Festen in den isländischen Sagas, wo dies mehrfach zu finden ist. Dabei überreicht die Frau dem Hausherrn und dem wichtigsten Gast den Trunk mit einem Heils- und Segenswunsch.

Sobald dem Bräutigam der Trank gereicht wurde, trank er auf die Götter, die Ahnen, Disen und Alven. Die rituelle “Hammerweihe” (die Ausbringung des Hammerzeichens in Form eines “T” über dem Getränk) unter Anrufung Thors dürfte zumindest in Norwegen und Island üblich gewesen sein. Nach dem Bräutigam trank die Braut, die wahrscheinlich ebenfalls auf die Götter und ihr wichtige Belange einen Spruch ausbrachte. Eine Anrufung von Freya und Frey als Götter der Fruchtbarkeit und Frigg als Mutter allen Lebens dürfte ebenfalls wahrscheinlich sein, vor allem für den Zeitpunkt, wenn der Braut Thors Hammer in den Schoß gelegt wurde, um ihren Leib zu segnen, damit sie gesunde Kinder zur Welt bringe (vgl. Liederedda, Thrymskvida 30 nach Simrock). Wie in Skandinavien zur heidnischen Zeit üblich, wurde das Gefäß anschließend ins Rund der Gäste gereicht, jeder konnte einen Toast ausbringen und vom ersten Trunk nehmen. Damit wurde zum einen die Gemeinschaft beschworen, zum anderen machte dieses “Ritual” alle Anwesenden nochmals zu Zeugen der heiligen Handlungen. Nun konnte das normalerweise einwöchige Fest mit Spielen, Geschichten, Musik und vor allem viel Alkohol und den besten Speisen gefeiert werden.

Eine weitere wichtige Zeremonie war es, Braut und Bräutigam zu Bett zu bringen. Dies geschah unter Zeugen, die Kerzenlicht mit sich führten. Damit sollte sichergestellt werden, dass sich in dem Gemach nur Braut und Bräutigam befanden und die Ehe nur zwischen den beiden vollzogen wurde. Man wollte damit die zukünftig auftretende Behauptung entkräften, die Ehe sei nicht gültig, einer der Ehegatten wäre ausgetauscht worden.

Kurz nachdem der Bräutigam zu Bett gebracht worden war,  wurde die Braut durch ihr vertraute Frauen zu ihrem Bräutigam gelegt. Die Brautkrone (Gebinde) wurde ihr erneut angelegt und der Bräutigam musste diese vor den Zeugen der Braut als ein Zeichen der sexuellen Vereinigung abnehmen. Die Überlieferungen Ibn Fadlans bezüglich des Bestattungsrituals eines Wikingers an der Wolga lassen allerdings auch den analogen Schluss zu, das in früherer Zeit die erste Vereinigung unter den Augen eines männlichen und eines weiblichen Zeugen erfolgte. Nachdem die Zeugen das Schlafgemach verlassen hatten, verkündeten sie den Vollzug der Ehe der Allgemeinheit, welche dieses mit erneutem ausgiebigem Feiern beantwortete.

Die Träume der Braut in der Nacht wurden schriftlich oder mündlich als Prophezeiung für die Zukunft bewahrt. Man entnahm diesen Träumen, wie viele Kinder sie gebären würde, wie glücklich es um die Ehe beschieden war und was sonst noch für so eine Verbindung von Wichtigkeit ist.

Scheidung
Wie auch heute konnte es zu damaliger Zeit vorkommen dass zwei Menschen nicht mehr zusammen leben konnten und wollten, aus welchen Gründen auch immer. Eine Trennung war manchmal unausweichlich und manchmal auch das Beste. Es war sowohl vom Mann, als auch von der Frau aus möglich eine Ehe zu trennen. Wenn ein guter Grund vorlag konnte eine Ehe im Beisein von zwei Zeugen und dem Jarl oder Dorfoberhaupt getrennt werden. Ehebruch war wohl der häufigste Scheidungsgrund. Dem Fremdgehen der Frau wurde jedoch mehr Gewicht gegeben, da ihr Verhalten größere Auswirkungen auf den Bestand der Sippe haben konnte, wenn sie z.B. das Kind eines Fremden ins Haus brachte. Wurde einem Ehepartner Untreue nachgewiesen, so hatte man das Recht, seinem Partner die Haare abzuschneiden oder ihn nackt durch das Dorf zu jagen.

Quellen:
heimdallsborg.de
fma-portal.de
wikipedia.de