Die wilden Trinkgelage der Wikinger

Alkoholhaltige Getränke waren bei den Wikingern sehr beliebt. Doch nicht Met, wie viele denken, war das gängigste Getränk. Am günstigsten herzustellen war Bier, das die Wikinger im allgemeinen Ǫl (gesprochen öl) nannten. Bjórr  nannte man das importierte, ausländische und meist wohl stärkere Bier. Mungát war das schwächere eher für zu Hause gebrautes Bier. Auch auf ihre großen Fahrten nahmen die Wikinger fässerweise schwächeres Bier mit, doch nicht für Saufgelage auf hoher See, sondern aus dem Grund dass Bier weitaus länger haltbar war als Wasser und man nicht wusste wann man auf das nächste Trinkwasser stieß.

Das Bier der Wikingerzeit ist mit dem heutigen nicht zu vergleichen. Malz konnte aus jedem beliebigen Getreide hergestellt werden, also beispielsweise auch aus Emmer, Roggen, Weizen und Hafer. Ob die Wikinger den Hopfen kannten ist nicht sicher zu sagen. Stattdessen würzte man unter anderem mit Beeren, Gagel und Sumpfporst. In Dänemark konnten Reste eines mit Honig gesüßten Bieres nachgewiesen werden. Die Bierhefe war obergärig (wie heute noch bei Hefeweizen und Kölsch).

Der heute auch als Honigwein bekannte Met aus vergorenem Honig (altnordisch Mjǫðr), dürfte wertvoller als Bier gewesen und somit bei weitem nicht so häufig konsumiert worden sein wie allgemein behauptet wird. Vor allem in der nordischen Mythologie hat Met jedoch einen hohen Stellenwert. Auch mit Fruchtsaft gemischter oder mit Kräutern gewürzter Met war denkbar.
Wein kannten die Wikinger wohl nur als teure Importware oder Raubgut.

In den Liedern der Edda ist oft von Trinkgelagen die Rede. Bei Festen jeglicher Art spielte Bier eine sehr wichtige Rolle. Gemeinsames Trinken förderte den Gemeinschaftssinn. Man trank bei Hochzeiten, bei Opferfesten und Totenfeiern. Angeblich waren auch am Abend vor dem Thing (Gerichtsversammlung der Wikinger) Trinkgelage gang und gebe, wodurch manche Rechtsrechung beim Thing noch im Rauch beschlossen wurde.
Wie in vielen Kulturen unterlag das Trinken jedoch auch in der Wikingerzeit gewissen Regeln und konnte in verschiedenen Formen durchgeführt werden. Bei Gemeinschaftsumtrünken (Sveitardrykkjur) wurde ein Trinkhorn oder Becher im Kreis herumgereicht, aus dem alle nacheinander tranken. Beim Zweiertrinken (Tvímenningr), auch "Zurhälftetrinken" (Drekka til hálfs) genannt, tranken zwei Personen miteinander aus einem Gefäß. Beim Einzeltrinken (einmenningr) hingegen, sozusagen der härtesten Stufe, leerte jeder Beteiligte ein ganzes Horn. Als Trinkspruch ist den Sagas nicht das erst deutlich später in Skandinavien gebräuchlich gewordene skål zu entnehmen, sondern schlicht und einfach: "Ich trinke Dir zu, XY." (Drekk eg til þín, XY.) Ob es bei solchen Trinkgelagen üblich war, auch mit den Frauen gemeinsam zu trinken, da widersprechen sich die Sagas.