Waffen der Wikinger

 
Heute gilt in Deutschland das Waffengesetz. Bei den Wikingern hatte jeder freie Mann das Recht Waffen zu tragen. Gekämpft wurde normalerweise zu Fuß. In alten Schriften ist zu lesen dass jeder Krieger über eine Grundausstattung an Waffen verfügen musste. So gibt das Gulathingslov in § 309 über das Waffenthing (Waffenappell) Auskunft, welche Bewaffnung man für erforderlich hielt:

„Nu scolo menn vapn sin syna sem mælt er i logum. scal maðr hava breidoxe. æða sverd. oc spiot. oc sciolld þann at versta koste er liggia scolo iarnspengr þriar um þveran. oc mundriði seymdr með iarnsaumi.…“

„Nun sollen die Männer ihre Waffen vorweisen, wie es in den Gesetzen bestimmt ist. Der Mann soll haben eine Breitaxt oder ein Schwert und einen Speer und einen Schild, über den bei geringstem Aufwand drei Eisenbänder querüber gelegt sind und der Handgriff mit Eisennägeln angenagelt ist. ... Nun sollen die Bonden auf jeden Ruderplatz zwei Dutzend Pfeile und einen Bogen stellen.“

– Norges gamle love indtil 1387. Bd. 1 S. 101.
(Quelle: wikipedia.de)

   
Schwert
Das Schwert war für den Wikinger mehr als nur eine Waffe. Da sich nur besser gestellte Wikinger ein Schwert leisten konnten, galt es als Zeichen für Reichtum und Wohlstand. Viele Schwerter wurden mit Silber- oder Kupferornamenten verziert. Das Schwert bestand aus einer ein- oder zweischneidigen Klinge, Parierstange und Knauf aus Eisen. Die Handhabe bestand aus Holz und wurde mit Leder umwickelt. Die zweischneidigen Klingen waren 70 bis 90cm lang und zwischen 4,4 und 5,5cm breit. In ihrer Länge verlief eine breite, niedrige Kehlung. Zusätzliche Stärke und Flexibilität wurde durch das Damaszieren erreicht. Durch das miteinander Verbinden von weichem Eisen und hartem Stahl in unterschiedlichen Techniken erhielt die Klinge ein spezielles Muster, das die Waffe schmückte und zugleich die beste Qualität verriet.
Diese besten Klingen wurden jedoch nicht von den eigenen Schmieden hergestellt, sondern von fränkischen Spezialisten. Der Schwerpunkt lag am mittleren Rhein, wobei die Werkstätten noch nicht archäologisch eindeutig lokalisiert werden konnten. Das Wikingerschwert ist in der Regel kopflastig, da es nicht zum fechten, sondern als Hieb- und Stichwaffe konzipiert war. Die Balance eines Wikingerschwertes liegt je nach Typ etwa eine Handbreit vor der Parierstange. Die Schwertspitze war verhältnismäßig rund aber dennoch spitz genug um auch damit stechen zu können.
 
Axt
Da die Axt als Werkzeug in jedem Haushalt zu finden war, stellte sie somit eine der ersten und gebräuchlichsten Waffen der Wikingerzeit dar. Zu Beginn des Zeitalters der Wikinger waren kleinere Bartäxte im Gebrauch. Erst später kamen speziell für den Kampf konzipierte Langäxte auf. Eine spezielle Form der V-förmigen Äxte stellt die so genannte Dänenaxt (Foto) dar. Diese Axt zeichnet sich durch ein stark geschwungenes Blatt in einer V-Form aus und eignete sich sehr gut um den Schild des Gegners wegzureißen. Andere Äxte wie z.B. die berühmte Franziska waren zum werfen gedacht, um schon zu Beginn der Schlacht eine Schneise in die feindlichen Linien zu schlagen.
Die Axt war jedoch nicht nur Werkzeug oder Waffe. Wie Funde von reich verzierten Äxten belegen galt sie ähnlich dem Schwert auch als Statussymbol.
 
Speer / Lanze
Funde belegen dass der Speer wohl als eine der Hauptwaffen der Wikinger galt. Wir unterscheiden je nach Verwendungsart zwischen Wurfspeer, Einhandspeer und Langspeer. Die Länge reicht von 1,5 m bei Wurfspeeren bis zu 3 m bei Langspeeren. Es wurden verschiedene Formen von Speerspitzen gefunden. Jedoch ist die so genannte Flügellanze (Foto) wohl die häufigste Form. Durch die am Schaft angebrachten Flügel wurde das zu tiefe Eindringen in den Körper verhindert. Da für den Speer nur wenig Eisen benötigt wurde und er somit billig in der Herstellung war, wurde er sehr häufig eingesetzt und galt als wichtiger Bestandteil der Grundausrüstung der Wikinger. Der Speer konnte als Stoß- oder Wurfwaffe sowohl im Kampf, als auch zur Jagd eingesetzt werden. Wie die Schwerter wurden auch manche Speere mit Damaszierungen versehen.
 
Sax
Der Sax ist ein einschneidiges Hiebmesser und war wie die Axt ein Werkzeug des alltäglichen Lebens, welcher jedoch auch als Waffe eingesetzt wurde. Wahrscheinlich wurde der Sax von vielen Kriegern getragen, den Reichtum des Einzelnen konnte man aber an den aus Silber oder Kupfer eingearbeiteten Verziehrungen erkennen. Es wurden Kurzsaxe mit 18 cm und Langsaxe mit bis zu 90,5 cm Klingenlänge gefunden. Die Klingenbreite betrug bei schmalen Modellen ca. 2,2 cm, bis hin zu 5,9 cm bei Langsaxen. Die Saxscheide wurde mittels zweier Ösen waagerecht am Gürtel getragen.
 
Schild
Der wikingerzeitliche Schild wurde aus flachen Holzbrettern als Rundschild gefertigt. Das Holz war meistens Linde, das mit Bast oder später mit eisernen Querbändern zusammengebunden wurde. Manchmal wurde der Rand durch einen schmalen eisernen oder bronzenen Beschlag eingefasst. In der Mitte war der eiserne etwa 15cm große Schildbuckel befestigt, der die rückwärtige eingepasste Griffhand schützte. Schilde hatten meist einen Durchmesser von 60, 80, aber auch bis über 100 cm. Die Forderseite wurde häufig mit farbigen Motiven verziert, vielleicht um die Maserung und somit die Schwachstelle des Holzes zu verbergen.
 
 

Bogen
Der Bogen war eher eine Jagdwaffe als ein Kriegsgerät. Aus Eiben-, Eschen- oder Ulmenholz gefertigt maß er eine Länge von ca. 1,60 bis zu 2,00 Metern. Um ein splittern des Holzes zu verhindern  wurden manche Bögen kunstvoll mit Leinen, Leder oder anderen Bändern umwickelt. Zum militärischen Einsatz verwendete man Pfeile mit drei- oder viereckigem bzw. rhombischem Querschnitt. Wegen ihrer schmalen Blattform waren sie im Einsatz gegen Feinde in Ringbrünnen prädestiniert.
 
Helm
Helme sind ausgesprochen seltene Fundstücke. Was darauf schließen lässt, dass sie eher wohlhabenden Kriegern vorbehalten waren. Weit verbreitet waren der Nasal- oder Spangenhelm (Foto) und der so genannte Brillenhelm aus Eisen, aber auch Helme und Kappen aus Leder. Der einfache Krieger trug Fellmützen.
Das Klischee, dass Wikinger Helme mit zwei zur Seite abstehenden Hörnern trugen, ist nicht richtig. Mehr dazu in meinem Artikel zum Thema Hörnerhelme.